Grün – im Altnordischen "grønn" genannt – war für die Wikinger weit mehr als nur eine Farbe. Sie war tief verwoben mit den Zyklen der Natur, dem Wachstum und der Fruchtbarkeit. In einer Welt, in der die Natur alles bestimmte – das Überleben, die Arbeit, die Rituale und den Glauben – galt Grün als kraftvolles Symbol für das Leben selbst. Dieser Blog widmet sich der umfassenden Bedeutung der Farbe Grün in der Wikingerzeit: ihrer Herkunft, Verwendung, spirituellen Kraft und symbolischen Tiefe.
Grün stand für Fruchtbarkeit, Naturverbundenheit und Leben. In einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft wie der der Wikinger hatte die Natur eine zentrale Rolle. Der Anblick von grünenden Wiesen, wachsenden Pflanzen und saftigen Weiden war gleichbedeutend mit Segen, Versorgung und Überleben. Daher galt die Farbe Grün als positives, hoffnungsvolles Zeichen. Sie symbolisierte nicht nur das physische Gedeihen der Natur, sondern auch den spirituellen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt.
Grün war außerdem ein visuelles Zeichen für Bodenständigkeit, Frühling, Erneuerung und inneren Frieden. Besonders im rituellen Kontext stand sie für Wachstum, Fruchtbarkeit und den Einklang mit den natürlichen Rhythmen. Ihre Verwendung in Gewandungen und Ritualstoffen diente dazu, die Verbindung zu Mutter Erde und den fruchtbaren Göttern zu ehren.
Die Wikinger verwendeten zur Herstellung von Grünfarbstoffen natürliche Materialien pflanzlichen Ursprungs. Besonders überliefert ist die Nutzung von Brennnesseln, Schafgarbe, Rainfarn oder jungen Birkenblättern, um grüne Töne zu erzielen. Auch Gras und Efeu wurden lokal verwendet. Das Färben selbst war ein aufwendiger Prozess, der oft mehrere Schritte erforderte: Häufig wurde zuerst mit Gelb gefärbt und dann mit Indigo überfärbt, um ein sattes Grün zu erzeugen.
Da reine grüne Farbstoffe schwieriger zu fixieren waren, hatte die Farbe Grün oft einen leichten Braun- oder Gelbstich – was den natürlichen Look der Kleidung noch verstärkte. Das Wissen um pflanzliche Farbstoffe war tief mit der Rolle der Heilerinnen und weisheitsvollen Frauen verbunden, die zugleich mit Naturmagie und Runenarbeit befasst waren.
Die Farbe Grün war besonders in der Kleidung von Bauern, Viehhirten und Landarbeitern zu finden. Sie spiegelte ihre enge Verbindung zur Natur wider und wurde sowohl in Alltagsgewandungen als auch in Arbeitskleidung getragen. Doch Grün war keineswegs nur den "einfachen Leuten" vorbehalten: Auch in rituellen Gewändern fand sich die Farbe, oft als Zeichen für Fruchtbarkeitsfeste, Frühlingszeremonien oder Opferfeste für Erntegötter.
Die Wahl der Farbe war dabei nicht zufällig, sondern bewusster Teil spiritueller Praxis. In bestimmten Jahreszeiten, etwa zum Alfablot im Frühling oder zu Fruchtbarkeitsritualen, unterstrich Grün die Absicht, Götter wie Freyr oder Njörðr gnädiger zu stimmen. In Reenactments und moderner Darstellung der Wikingerzeit wird Grün heute oft gewählt, um das Leben auf dem Land und das heidnisch-natürliche Weltbild zu vermitteln.
Im Gegensatz zu Farben wie Rot oder Schwarz war Grün seltener in Bannern oder Kriegssymbolen zu finden. Es war eine Farbe der Erde, nicht des Kampfes. Dennoch tauchten grüne Stoffe und Verzierungen in heiligen Gegenständen, Opfergaben und Grabbeigaben auf. Besonders in Textilien, die in Gräbern gefunden wurden, lassen sich grüne Fasern nachweisen – oft als Symbol für das "Weiterleben" oder die Wiedergeburt im Jenseits.
Die Farbe Grün ist eng verbunden mit dem Gott Freyr, der für Fruchtbarkeit, Frieden und Wohlstand steht. In vielen Deutungen gilt er als Herr über den Ackerboden, das Wachsen und die Ernte. Seine Energie war sanft, aber kraftvoll – und in Ritualen, die ihm gewidmet waren, häufig mit grünen Bändern, Kränzen oder Umhängen symbolisiert.
Auch Njörðr, der Gott der Küste und der Fruchtbarkeit des Meeres, könnte mit Grün assoziiert gewesen sein. Grün steht in diesem Zusammenhang für die Kontinuität des Lebens, für Wachstum, Hoffnung und Neubeginn. Es war keine prahlerische, sondern eine tief verwurzelte, stille Kraft, die im Glauben der Wikinger sehr geschätzt wurde.
In der spirituellen Wahrnehmung der Wikinger diente die Farbe Grün als energetischer Ausgleich, als Beruhigung und Stärkung für das seelische Gleichgewicht. Sie war die Farbe der Harmonie zwischen Mensch und Umwelt. Heilerinnen konnten durch grüne Steine oder Tücher einen Schutz gegen Krankheit und innere Unruhe wirken, insbesondere bei Kindern oder Schwangeren.
In Runenpraktiken wurde Grün nicht explizit als Farbsymbol verwendet, doch in der Kombination mit Runen wie Berkano (die Birke), die für Geburt und Wachstum steht, wurde Grün oft im Kontext des Schutzes und der Fruchtbarkeit mitgedacht.
Grün war die Farbe des Lebens. In einer Welt, die ganz von der Natur abhing, war sie ein Zeichen für Sicherheit, Nahrung, Wachstum und Frieden. Ob in Kleidung, Ritualen oder symbolischen Beigaben – Grün erinnerte die Wikinger an ihre Wurzeln im Erdreich, an den Kreislauf des Jahres, an das stetige Werden und Vergehen. Sie war die Farbe der stillen Kraft, der Hoffnung und des Erhalts. Heute wie damals erinnert Grün daran, dass in der Tiefe der Erde immer neues Leben schlummert. Ein Geschenk der Götter, ein Versprechen der Natur, ein Zeichen des Gleichgewichts.
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