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Ereignisse der Wikinger: 860 Konstantinopel

Im Jahr 860 n. Chr. erschütterte ein Ereignis das Herz des Byzantinischen Reiches: Ein Heer der Rus-Wikinger, angeführt von Rurik oder ihm nahestehenden Anführern, segelte die Flüsse des Ostens hinab und stand plötzlich vor den Toren Konstantinopels. Die mächtige Hauptstadt am Bosporus, das Zentrum von Politik, Handel und Religion, wurde von den Nordmännern überraschend angegriffen. Dieser Überfall zählt zu den frühesten belegten Wikingerexpeditionen gegen Byzanz und leitete eine Epoche ein, in der Kriegszüge, Handel und Diplomatie zwischen den Rus und den Byzantinern eng miteinander verflochten waren.

Ereignisse der Wikinger: 860 der Angriff auf Konstantinopel

Die Reise der Rus-Wikinger nach Byzanz

Die Wikinger, die im Osten Europas als Rus bekannt waren, hatten sich bereits entlang der Flüsse des heutigen Russland und der Ukraine festgesetzt. Von ihren Stützpunkten an Wolga und Dnepr aus kontrollierten sie die Handelsrouten zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Diese Flusswege ermöglichten ihnen schnellen Zugang zu den reichsten Städten ihrer Zeit. Konstantinopel, das „Neue Rom“, war das größte Ziel: eine Metropole voller Reichtümer, prunkvoller Kirchen und unermesslicher Handelsgüter.

Im Sommer 860 nutzten die Rus diese Flusswege, um eine gewaltige Flotte an die Mauern der byzantinischen Hauptstadt zu führen. Die Byzantiner, die in diesem Moment große Teile ihres Heeres gegen die Araber im Osten gebunden hatten, waren auf diesen Angriff nicht vorbereitet.

Der Überfall auf Konstantinopel

Als die Wikingerflotte vor Konstantinopel erschien, soll sie nach den Quellen rund 200 Schiffe umfasst haben – eine beeindruckende Zahl, die zeigte, wie gut die Rus bereits in der Organisation großer Expeditionen waren. Sie nutzten die Geschwindigkeit und Wendigkeit ihrer Langschiffe, um die Küsten und Vororte der Stadt zu plündern.

Die Wikinger konnten nicht in die gut befestigte Kernstadt eindringen, deren gewaltige Mauern zu den stärksten Befestigungen der damaligen Welt gehörten. Dennoch verwüsteten sie die Umgebung, brannten Kirchen und Klöster nieder und fügten dem Reich erheblichen Schaden zu. Zeitgenössische Quellen wie Patriarch Photios berichten von der Furcht, die die Bewohner ergriff, und von den Verwüstungen, die die Rus anrichteten.

Folgen des Angriffs

Obwohl die Wikinger Konstantinopel selbst nicht erobern konnten, zeigte dieser Überfall die enorme Reichweite und Schlagkraft der Nordmänner. Sie hatten bewiesen, dass selbst die Hauptstadt des mächtigen Byzantinischen Reiches nicht vor ihren Überfällen sicher war.

Das Ereignis markierte den Beginn einer neuen Phase in den Beziehungen zwischen den Rus und den Byzantinern. Aus anfänglicher Feindschaft entwickelten sich im Laufe der Zeit Handelsabkommen, diplomatische Kontakte und militärische Allianzen. Wenige Jahrzehnte später dienten sogar Wikinger-Söldner in der berühmten Warägergarde der byzantinischen Kaiser – ein Beweis dafür, dass aus Feinden auch Verbündete werden konnten.

Bedeutung für die Wikingerzeit

Der Überfall von 860 war mehr als nur ein Raubzug. Er zeigte, dass die Wikinger nicht nur Nordeuropa, sondern auch die großen Machtzentren der damaligen Welt erreichen konnten. Er machte die Rus zu einem ernstzunehmenden politischen Akteur, der sowohl Schrecken verbreitete als auch begehrte Handelskontakte eröffnete.

Für die Byzantiner war der Angriff ein Weckruf: Die Rus mussten in den außenpolitischen Kalkulationen des Reiches berücksichtigt werden. So begann eine Beziehung, die die Geschichte des Mittelalters prägte – voller Spannungen, Verträge und gegenseitiger Einflüsse.

Archäologische und schriftliche Belege

Unsere Kenntnis dieses Ereignisses stammt vor allem aus den Schriften byzantinischer Autoren, insbesondere Patriarch Photios, der die Ereignisse in seinen Predigten schilderte. Archäologische Funde im Schwarzmeerraum belegen zudem die Präsenz nordischer Krieger und Händler in dieser Region. Zusammen bestätigen sie, dass der Überfall auf Konstantinopel nicht nur eine literarische Erzählung war, sondern ein realer, folgenreicher Einschnitt in der Geschichte.

Zusammenfassung zum Wikingerüberfall 860

Der Wikingerüberfall auf Konstantinopel im Jahr 860 war ein Wendepunkt in der Geschichte der Rus und des Byzantinischen Reiches. Unter Führung von Rurik griffen die Nordmänner die mächtigste Stadt ihrer Zeit an und hinterließen Zerstörung und Schrecken. Obwohl sie die Stadt nicht erobern konnten, zeigten sie ihre Reichweite und ihre militärische Stärke. Dieses Ereignis eröffnete eine lange Phase wechselvoller Beziehungen – von kriegerischen Auseinandersetzungen bis zu engen Allianzen. Der Angriff von 860 steht damit sinnbildlich für die Wikingerzeit als Epoche der Eroberungen, Begegnungen und Transformationen.


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